ARCHITEKT

Van Wassenhove Architecten

 

VERBLENDER

Veldbrand Rot

 

VERARBEITUNG

wilder Verband mit nicht abgestrichenen Mörtelfugen

 

Fotos : © Patricia De Rycke

In expressivem Mauerwerk kommt das Handwerkliche der Ziegelbrennerei zum Ausdruck

Not „just another brick in the wall“

 

Der Bauplatz dieses bemerkenswerten Wohnhauses war ursprünglich ein unbebautes Baugrundstück für ein freistehendes Haus in einer alten Parzellierung mit viel Grün aus den 60er-Jahren. Die Auftraggeber hielten jedoch nichts vom stereotypen konformistischen Konzept eines freistehenden Hauses und millimeterkurzem Rasen. Sie wollten lieber wirklich im Grünen wohnen und Haus und Garten quasi miteinander verwachsen lassen. Der Entwurf durfte brutalistisch wirken, sollte aber zugleich eine Einheit mit der grünen Umgebung bilden.

Es wurde angestrebt, reine und pure Materialien zu verwenden. Materialen, die eine eigene Patina erlauben und im Grunde dadurch schon an sich eine eigene Geschichte haben. Betonfußböden, Holzparkett, kombiniert mit einfachen weiß geputzten Wänden und Decken für den Innenbereich.

 
 

Veldbrand Rot

Das Fassadenmauerwerk ist in einem für die Region typischen reinen „Schelde-Ziegel“ (einige sind noch erhältlich) ausgeführt, verarbeitet mit nicht abgestrichenen Mörtelfugen, was zu einem rauen und organischen Erscheinungsbild führt. Man hat sich bewusst entschieden, die Stahlstürze über den großen Fensteröffnungen und dem Carport in den Fassaden sichtbar zu machen. Der Außenbereich wird im Laufe der Zeit seine eigene Patina entwickeln und so gleichsam immer mehr in der grünen Umgebung aufgehen.
 

 
Das Wohnhaus ist in Split-Level-Bauweise in versetzt zueinander angeordnete Ebenen eingeteilt. Die Küche und der Essbereich befinden sich an der Rückfront im Erdgeschoss, der Sitzbereich liegt ein halbes Geschoss höher und das Büro / die Leseecke in Höhe des Obergeschosses. Die hohe Decke über dem Sitzbereich ermöglicht räumliche Durchblicke von der Leseecke bis ganz nach hinten in die Küche. Alle Wohnbereiche sind auf diese Weise vollständig miteinander verbunden, aber verfügen aufgrund ihrer Lage, ihrer Deckenhöhe und ihres Bodenbelags dennoch über eine besondere eigene Atmosphäre und Beziehung zum Garten beziehungsweise zur Straße. Auf dem Weg durch das Haus ergeben sich immer wieder andere Durchblicke und Ausblicke nach draußen. Die Schlafzimmer und das Bad, die zusammen im Obergeschoss untergebracht sind, werden über die Holztreppe erschlossen, die am Luftraum des Sitzbereichs und des Büros entlangführt.
 
 
Die Außenseite und die klare Formensprache des Hauses basieren auf einer groben Übertragung der inneren Struktur des Hauses. Der Carport wurde aus dem Baukörper ausgeschnitten. Die Verzahnung von Büro, Sitz- und Essbereich ist an der Westseite ablesbar. Dadurch erhält der Sitzbereich einen Ausblick in den Garten und zur Straße. An der Ostseite bringt ein aus dem Baukörper ausgeschnittenes, an die Decke angrenzendes schmales Fensterband unter Wahrung der Privatsphäre Licht in Bad und Elternschlafzimmer. Außerdem sollten Garten und Haus quasi ineinander übergehen. Daraus ergibt sich somit kein manikürter Rasen, sondern eine Art gut organisierte, kontrollierte Rauheit.
 
 
 
Lander (Van Wassenhove Architecten): „Das Handwerkliche der Ziegelbrennerei zeichnet sich beim „Veldbrand“-Ziegel noch sehr stark ab. Die zum Teil überbrannten Ziegel sind fast eine Art historisches Relikt der früher in der Region üblichen Herstellungsweise von Ziegeln. Diese deutlich hervortretenden Ziegel, die häufig noch vom Kohlebrand stammende Flecken aufweisen, wurden bewusst in der Fassade mitverarbeitet. Denn die Verarbeitung mit nicht abgestrichenen Mörtelfugen kommt dabei gut zur Geltung.
 

Ähnliche Fallstudien

bmcc-ein-alle-stärken-der-altstadt-mobilisierendes-stadterneuerungsprojekt

BMCC: ein alle Stärken der Altstadt mobilisierendes Stadterneuerungsprojekt

Die Innenstadt von Brügge ist um eine Attraktion reicher. Künftig wird der Beursplein (Messeplatz) seinem Namen alle Ehre machen, denn an diesem Ort, an dem zuvor ein unpersönlicher Parkplatz das Stadtbild verschandelte, präsentiert sich seit dem 31. März das nagelneue Messe-, Tagungs- und Kongresszentrum BMCC (Bruges Meeting & Convention Centre). Dieses Schmuckstück nach einem Entwurf der Architekturbüros Souto de Moura Architects und META Architectuurbureau stellt im Stadtviertel in jeder Hinsicht Verbindungen her und lockt zugleich viele Touristen in die Welterbestadt.