PROJEKT

Schoonselhof, Antwerpen

 

ARCHITEKT

Kristoffel Boghaert

 

VERBLENDER

Septem Wasserstrich 

 

VERARBEITUNG

1/3 Verband, dünne Fuge

 

Fotos: © Corentin Haubruge

Verblender sEptEm und Beton bilden bei der Entwicklung eines neuen Aschebeisetzungsbereichs eine harmonische Verbindung

Neuer Bereich des Schoonselhofs für Aschebeisetzung strahlt Nostalgie und Ruhe aus


Der oft als Antwerpener Père-Lachaise bezeichnete Schoonselhof ist ein im Süden Antwerpens gelegener Parkfriedhof. Dort kann man nicht nur die Commonwealth War Graves, historische Grabmäler oder die Gräber von Persönlichkeiten wie Paul van Ostaijen oder Hendrik Conscience besuchen, sondern in den französischen und englischen Gärten am Schloss auch die Pracht der Natur genießen. Kein Ort eignet sich daher besser für die Schaffung eines neuen Aschebeisetzungsbereichs als diese Oase der Ruhe. Damit soll der zunehmende Trend zur Feuerbestattung antizipiert werden.



Architekt Kristoffel Boghaert von AKB gewann gemeinsam mit einem Expertenteam den Gestaltungswettbewerb, der vom „Vlaamse Bouwmeester“, dem von der flämischen Regionalregierung für die Region bestellten Baumeister, ausgeschrieben worden war. Neben Architekten und Landschaftsarchitekten holte er auch Experten für Friedhofskultur, einen Künstler und sogar einen Theologen ins Team, um nichts dem Zufall zu überlassen und allen möglichen Fragen, die sich im Laufe des Prozesses stellen könnten, gerecht werden zu können. „Selbstverständlich holt man sich beim Entwerfen Unterstützung von Expertenseite, insbesondere bei einem Auftrag dieser Art. Mein Ziel war ein Entwurf, der sich in den Dienst der schönen Umgebung stellt und auch darin aufgeht. Und ein Ort, an dem die Hinterbliebenen – auch wenn das merkwürdig klingen mag – ‚nach Hause kommen‘ und im Erleben ihrer Gefühle Ruhe und Trost erfahren.“



Der Entwurf für den neuen Aschebeisetzungsbereich, den die Architekten in die bestehende gänsefußförmige Struktur einfügten umfasst 4 Streuwiesen, Urnengräber und 3 Kolumbarien, die sich zwischen dem Schloss und dem Krematorium befinden. An zentraler Stelle im Entwurf liegt der Platz für Zeremonien, gekennzeichnet durch ein markantes ovales Vordach. Es ragt über einen Holzportikus hinaus und liegt vor einer langen Backsteinmauer, in die Holzbänke integriert wurden. Von dort aus bietet sich durch die Säulengalerie ein schöner gerahmter Blick in die Umgebung.

 

 

Ein Stützmauerbauwerk mit großem Kolumbarium bildet eine Pufferzone für zwei erhöht liegende Streuwiesen. Der Architekt nutzte bei diesem Entwurf auch das leicht abfallende Gelände für die subtile Einfügung von zwei leicht erhöht liegenden Urnenfeldern. Auch 2 neue Kolumbarien wurden halb in eine Böschung eingegraben. So bleibt die Weite der Landschaft nahezu unangetastet und entstehen abgeschirmte Rückzugsorte im Außenbereich.



Außerdem gibt es verschiedene Kolumbarien in Form von aneinandergereihten Patios, umgeben von dicken Mauern, die eine Art Kokon bilden, der Geborgenheit ausstrahlt. Dies vermittelt den Besuchern das Gefühl, einen besonderen Ort zu betreten. Die gleiche Schwellenwirkung wird auch durch die Abfolge von Stürzen aus Beton oder Mauerwerk über den Assoziationen hervorrufenden Toröffnungen erzielt. „Daher war es sehr wichtig, den richtigen Mauerziegel auszuwählen. Der gedämpfte Formpressziegel sEptEm ist ein nuancierter Wasserstrichziegel mit einem ökologisch günstigen Format von 7 x 21 cm. Dank seines grün-grauen Farbtons fügt sich das Bauwerk gut in die Natur ein. Trotz der fugenlosen Verarbeitung und verschiedenen Mauerwerksverbänden wirkt es monolithisch. Für die lange Stützmauer haben wir ein Mauerwerk gewählt, das die Funktion des Bauwerks unterstützt. Das durch die große Vielfalt entstehende Relief ermöglicht eine ganz diskrete Integration von kleinen Tafeln mit den Namen der Verstorbenen.

 


Die Wechselwirkung zwischen dem introvertierten Charakter der Räume und der Offenheit der Landschaft funktioniert hervorragend. Nicht zuletzt dank der Bepflanzung der Patios mit Schatten spendenden und blütenreichen Pflanzen in der Mitte gehen innen und außen ineinander über. In diesem Zusammenhang kann man von einer gewissen Behaglichkeit sprechen. Die ideale Höhe der Mauern reduziert in Verbindung mit den Unterteilungen aus Beton für die Urnen die Massigkeit der Baukörper und führt zugleich zu einer starken, aber beruhigend wirkenden Architektur. Das Licht, die Schatten und die Farben des Blattwerks haben einerseits eine besänftigende Wirkung auf das Gefühl der Abwesenheit und lassen es andererseits geradezu wiederaufleben. Eines ist sicher: Der neue Bereich für Aschebeisetzungen des Schoonselhofs erfüllt alles, wofür heilige Orte dieser Art stehen. Er ist ein Ort, an dem Menschen sowohl Nostalgie als auch Ruhe erfahren.

Weitere Fotografien des Projekts "Schoonselhof" und andere Arbeiten von Kristoffel Boghaert finden Sie in dem Buch “memory & moments”